Gestern hatte ich einen Shoot mit einer himmlischen Familie.
Nein, wirklich! Einer himmlischen!
Ich hatte Maggis Familie vor der Linse. Maggi zählt
zu meinen liebsten und teuersten Freundinnen und ich freute mich, sie zu
sehen und ihre Familie zu fotografieren. Wir sehen uns nämlich dank unserer
Studienplätze nicht so häufig, von daher ist ein Wiedersehen mit ihr immer ein
kleines Fest!
Als wir die Familienfotos im Kasten hatten, bin ich mit
Maggi und ihrer Schwester auf ein Feld gegangen, das mit hohen Gras voll
bewachsen ist und eine ideale Fotokulisse für paar gemeinsame Schwesterbilder bot. Als
ich mich dann irgendwann für den perfekten Blickwinkel ins Gras setzte und mich
danach wieder aufrichtete, berührte ich im Gras den Schaum von den Schnecken
darin (oder welche Tiere diesen Schaum auch immer produzieren) und vor Ekel und um den Schaum abzuschütteln schüttelte ich kräftig meine
Hand und da passierte das Unglück: im hohen Bogen flog mein Verlobungsring davon!
„Weg ist er!“ , schoss es mir durch den Kopf „Das wars!
Den finde ich nie wieder!“ wie hypnotisiert steuerte ich auf eine Stelle zu, wo
ich noch einen Grashalm in Bewegung gesehen habe. Maggi und Nelli fingen sofort
an, mir bei der Suche nach meinem Ring zu helfen. Aber das war doch verrückt,
ich wusste nicht in welche Richtung der Ring geflogen ist, und Maggi, die zwar einen
Gegenstand fliegen gesehen hatte, war sich auch nicht zu 100% sicher. Ihre kleinen Nichten und Neffen kamen herbei
und fragten, ob und wonach wir suchten
und fingen auch an, das Gras zu durchstreifen. Einer der Kleinen, so ein ganz
Süßer, sagte tröstend zu mir: „Wenn ich deinen Ring finde, gebe ich ihn dir.“ und lies dabei mein Herz schmelzen! Immer mehr kamen um beim suchen zu helfen (ich glaub, fast die gesamte Familie war auf dem Feld?). Ich dachte die ganze Zeit
nur: „Das macht keinen Sinn. Wir werden den nicht finden. Das Gras ist so dicht
und so hoch und vermutlich trampeln wir alle eh schon auf dem Ring rum..“ und
dennoch suchte auch ich weiter, motiviert dadurch, dass Maggis Familie einfach
weitersuchte. Und was die Suchaktion zusätzlich noch erschwerte: Einige von uns,
auch ich, hatten Heuschnupfen! Und die Pollen kamen uns in dichten Wolken aus
den Gräsern entgegen – unsere Nasen liefen, Augen röteten sich, meine Haut schwoll
stellenweise dick an und ich musste husten vor lauter Heuschnupfenreiz. Als ich
kurz pausierte um meine Nase zu putzen und zu überlegen, wie ich dem Suchtrupp
klar machen sollte, dass es für mich ok sei, wenn sie mit der Suche abbrechen,
da ich nicht glaube, dass wir meinen Ring wiederfinden, sah ich mich um: Das
gesamte Fleckchen Feld war übersäht von Maggis Familienangehörigen, die mit
Hingabe meinen Ring suchten und so wirkten, als hätten sie diese Zweifel gar
nicht. Stattdessen überlegten sie, ob man das Gras abmähen sollte oder ob es
andere Möglichkeiten gäbe, die die Chancen meinen Ring wieder zu finden erhöhen
würden. Und einige von ihnen setzten sich dem absoluten Supergau an Heuschnupfendosis aus! Dieser Anblick machte mich so dankbar! Ein Foto von der Suchaktion wäre
sicher ne feine Sache gewesen – das dachte ich mir, als ich dieses Bild in mich
aufsog - aber ich lies die Finger von der Kamera bevor man mich für verrückt erklärt ;) Dann machte ich einen letzten Versuch und
betete zu meinem himmlischen Vater, dass ich doch bitte den Ring wieder finden
könnte und durchstreifte mit diesem Gedanken weiter das Gras. Nur wenige
Augenblicke später rief Maggis Schwägerin plötzlich aus: „Ist das der Ring?“
und hob mit einem strahlendem Lächeln meinen kostbaren Verlobungsring in die
Höhe! Was für eine Erleichterung das war – und das für alle!! Ich konnte es
nicht glauben, dass sie den gefunden hat!
Nachdem wir uns dann vom Feld bewegt haben, uns vom
Heuschnupfen erholten und uns mit verschupften Nasen über die Suchaktion unterhielten, sagte
Maggis Schwägerin, die ebenfalls Katja heißt: „Ich habs auch nicht für möglich
gehalten, ich habe aber gebetet > Gott, ich glaube nicht, dass ich den Ring
finde, das ist unmöglich, aber du kannst alles möglich machen, auch wenn ich
grade nicht glaube!< Und kurz danach trennte ich die Grashalme und erblickte
ungläubig den Ring. Da musste ich zweimal hinsehen..!“
Was bin ich dankbar, dass sie und alle anderen mir bei
der Suche geholfen haben und ebenfalls gebetet haben. Immerhin ist es „nur“ ein
Ring. Sie hätten auch sagen können, dass die Chancen schlecht stehen, aber das
haben sie nicht (auch wenn sie es dachten und damit Recht hatten). Ich hatte eigentlich von Anfang an aufgegeben, aber Maggi und
ihre Familie nicht. Wenn sie nicht gesucht hätten, hätte ich auch nicht
gesucht. Oder zumindest viel schneller aufgegeben. Aber wie gesagt, es ist eben eine
himmlische Familie. Dieser Nachmittag wird mir sicher lange in
Erinnerung bleiben.
Den Ring werde ich auf jeden Fall kleiner machen lassen,
damit er mir nicht noch einmal von meinem Finger gleitet und im hohen Bogen
davon fliegt.
Einen gesegneten Sonntag wünsche ich euch ihr Lieben ♥
Katja
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